Beide Programme nehmen Dmitrij Kitajenko und das ‚Qatar Philharmonic Orchestra‘ dann mit für zwei Auslandskonzerte in der ‚Sala Santa Cecilia‘ in Rom (mit Boris Berezovsky) und im Brucknerhaus in Linz, wo der österreichische Pianist Rudolf Buchbinder als Solist in Rachmaninovs Paganini-Variationen angesagt ist.
Baruchs Schweigen Premiere: Samstag, 13. Juni 2015, 19.30 Uhr
Kammeroper von Ella Milch-Sheriff
Libretto von Yael Ronen | Deutsch von Avishai Milstein
Produktion Stadttheater Fürth
Musikalische Leitung: Walter Kobéra | Inszenierung: Bruno Berger-Gorski | Ausstattung: Thomas Dörfler
mit Einat Aronstein, Uta Christina Georg, Karl Huml, Shira Karmon, Till v. Orlowsky, Eva Resch, Lorin Wey
Mitglieder junger Chor Nürnberg
Ensemble Kontraste
Die Produktion steht unter der Schirmherrschaft des Generalkonsuls des Staates Israel Dr. Dan Shaham, anlässlich des Jahrestages „50 Jahre Diplomatische Beziehungen Israel – Deutschland“.
Ella Milch-Sheriff ist die Tochter osteuropäischer Shoah Überlebender. Das Grauen der Vergangenheit hat sich in ihrer Familie in die unmittelbar nächste Generation übertragen. Eisiges Schweigen bestimmte das Verhältnis zu ihrem Vater Baruch Milch. Erst schrittweise begreift sie, dass der Grund für das gestörte Verhältnis in dessen Vergangenheit liegt.
Ella Milch-Sheriff hat ihre berührende Lebensgeschichte zuerst als Buch mit dem Titel „Ein Lied für meinen Vater“ 2008 veröffentlicht. Das Staatstheater Braunschweig erteilte ihr daraufhin einen Kompositionsauftrag für eine Kammeroper, die 2010 uraufgeführt wurde. Die Oper beruht auf den Tagebuchaufzeichnungen des Vaters der Komponistin aus dem Jahr 1943.
Ihr inzwischen verstorbener Vater fordert im Testament seine Tochter auf, in ihr Elternhaus zurückzukehren. Sie erfährt von dem grausamen Schicksal ihres Vaters, einem jüdischen Arzt während der Nazi-Diktatur, der nie über seine Vergangenheit gesprochen hat. Zudem hört sie erstmals, dass sie einen Bruder hat. Nun wird ihr die Existenz der verstorbenen Familienangehörigen bewusst, die sie zwar als Geister schon immer begleiteten, deren Geschichten sie aber bisher nicht kannte.
Lesen Sie hier auf der Pizzicato Webseite das Interview.
Jamie Phillips bleibt weiter beim Hallé Orchestra ist aber ab 2015-16 zum Associate Conductor ernannt worden… lesen Sie hier mehr.
Rachmaninow Symphone Nr 2 aufgenommen für Oehms mit dem Gürzenich Orchester Köln.
Mirakulös: was Dmitrij Kitajenko in dieser Aufnahme von Rachmaninovs Zweiter Symphonie mit feinsten Farbdifferenzierungen und subtilstem Rubato an musikalischer Wahrheit offen legt, grenzt an ein Wunder. Schwermütig und fast zögerlich hebt die Musik an, und wo andere Dirigenten bereits ins symphonische Schwelgen geraten, hält sich Kitajenko zurück, lässt der Musik Zeit, sich zu formen. Alles spielt sich im Dunkeln und im Halbdunkel ab, man spürt, wie Rachmaninov versucht, aus diesem Dunkel seinen Weg hinaus zum Licht zu finden.
.Auch im Allegro moderato, dem zweiten Teil des ersten Satzes, liegt die Betonung auf ‘moderato’. Dunkle Wolken dominieren, das innere Drama wird immer wieder spürbar. Die Kräfte, die Rachmaninov so lange fesselten, die jede Note in ihm zurückhielten, drängen wie das Magma eines Vulkans aus dem Schlot, und ab der 12. Minute brodelt es dann ganz gewaltig. Hohe Feuerbälle werden in den musikalischen Himmel geschleudert, fallen zurück, entkräftet fast, bis sich neue Energie aufbaut. Kitajenko dringt auch hier tief in die Psyche des Komponisten ein, lässt ihn ausatmen, Atem holen und so wird das Eindringliche eindringlicher, so erwächst Spannung.
Das Allegro molto verkommt bei Kitajenko nicht zum rasanten Showlaufen. Mit feinsten Lichtschwankungen und Klangdehnungen bleibt der Dirigent einer Ästhetik verpflichtet, welche die Musik nie verrät, sie nie um des Effekts willen benutzt. Die Differenzierungskraft, Resultat einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit dieser Symphonie, führt in den zehn Minuten dieses zweiten Satzes zu einem grossartigen musikalischen Reichtum, der die ganze Phantastik der Musik zum Ausdruck bringt.
Überirisch schön ist das Adagio. Keine Gefühsduselei, keine Zuckerbäckerei gibt es hier, aber ein tonales Gefühl, das die Musik manchmal in ein fahlglühendes Halblicht taucht, um ihr dann wieder etwas mehr – aber nie zuviel – Glanz zu geben. Rachmaninovs Kolorit ist nirgends Zufall, es hat nichts Willkürliches. Kitajenko hat den Schlüssel dazu. Vor allem aber ist es der Atem, der dieses Adagio regiert und dessen musikalische Tiefe offenbart. Der Atem des Wissenden.
Umso frohlockender gerät das Finale. Oder doch nicht? Bei Kitajenko gibt es mehr als nur einen Seufzer, mehr als nur ein Fragezeichen, mehr als nur ein Zweifeln in der Musik, auch wenn ganz am Ende das Licht definitiv erreicht ist, nach dem der Komponist im Largo zu suchen begann.
“Pizzicato“ Remy Franck 03/2015
Kritik von Remy Franck aus “ Magazin Pizzicato“
Mirakulös: was Dmitrij Kitajenko in dieser Aufnahme von Rachmaninovs Zweiter Symphonie mit feinsten Farbdifferenzierungen und subtilstem Rubato an musikalischer Wahrheit offen legt, grenzt an ein Wunder. Für Rachmaninov war diese Zweite Symphonie nach dem Misserfolg der Ersten ein großes Wagnis. Wohl hatte er mit dem Zweiten Klavierkonzert eine dramatische Schaffenspause erfolgreich beendet, aber ansonsten hatte er fast nur Klaviermusik komponiert. Bei Kitajenko kommt das Largo der e-Moll-Symphonie noch unmittelbar aus diesem Belastungszustand heraus. Schwermütig und fast zögerlich hebt die Musik an, und wo andere Dirigenten bereits ins symphonische Schwelgen geraten, hält sich Kitajenko zurück, lässt der Musik Zeit, sich zu formen. Alles spielt sich im Dunkeln und im Halbdunkel ab, man spürt, wie Rachmaninov versucht, aus diesem Dunkel seinen Weg hinaus zum Licht zu finden.
Auch im Allegro moderato, dem zweiten Teil des ersten Satzes, liegt die Betonung auf ‘moderato’. Dunkle Wolken dominieren, das innere Drama wird immer wieder spürbar. Die Kräfte, die Rachmaninov so lange fesselten, die jede Note in ihm zurückhielten, drängen wie das Magma eines Vulkans aus dem Schlot, und ab der 12. Minute brodelt es dann ganz gewaltig. Hohe Feuerbälle werden in den musikalischen Himmel geschleudert, fallen zurück, entkräftet fast, bis sich neue Energie aufbaut. Kitajenko dringt auch hier tief in die Psyche des Komponisten ein, lässt ihn ausatmen, Atem holen und so wird das Eindringliche eindringlicher, so erwächst Spannung.
Das Allegro molto verkommt bei Kitajenko nicht zum rasanten Showlaufen. Mit feinsten Lichtschwankungen und Klangdehnungen bleibt der Dirigent einer Ästhetik verpflichtet, welche die Musik nie verrät, sie nie um des Effekts willen benutzt. Die Differenzierungskraft, Resultat einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit dieser Symphonie, führt in den zehn Minuten dieses zweiten Satzes zu einem grossartigen musikalischen Reichtum, der die ganze Phantastik der Musik zum Ausdruck bringt.
Überirisch schön ist das Adagio. Keine Gefühsduselei, keine Zuckerbäckerei gibt es hier, aber ein tonales Gefühl, das die Musik manchmal in ein fahlglühendes Halblicht taucht, um ihr dann wieder etwas mehr – aber nie zuviel – Glanz zu geben. Rachmaninovs Kolorit ist nirgends Zufall, es hat nichts Willkürliches. Kitajenko hat den Schlüssel dazu. Vor allem aber ist es der Atem, der dieses Adagio regiert und dessen musikalische Tiefe offenbart. Der Atem des Wissenden.
Umso frohlockender gerät das Finale. Oder doch nicht? Bei Kitajenko gibt es mehr als nur einen Seufzer, mehr als nur ein Fragezeichen, mehr als nur ein Zweifeln in der Musik, auch wenn ganz am Ende das Licht definitiv erreicht ist, nach dem der Komponist im Largo zu suchen begann.
Nach soviel Turbulenz folgt die ‘Vocalise’. Nicht eine Orchesterfassung bekommen wir zu hören, sondern es singt ein Countertenor, Valer Sabadus. Die Wahl ist goldrichtig. Denn bei allem Luxus der Stimme, bei aller stimmlichen Schönheit, und so sehr man die Technik von Sabadus auch bewundern mag: hier mischt auch Kitajenko mit. Das einmalige Geheimnis von dessen charismatischer Gestaltungskunst färbt ab. Es ist kein seliger Gesang, den wir hier hören. Wehmut und Melancholie klingen unterschwellig mit. Träumerisch, tief und geheimnisvoll zeigt sich auch hier die russische Seele.
Vom 27.2. – 4.3. 2015 wird Dmitrij Kitajenko (erster Gastdirigent des Konzerthausorchesters) mit der Pianistin Elisabeth Leonskaja und dem Geiger Eric Silberger auf Spanien Tournee gehen. In sechs Konzerten (Alicante, Murcia, Girona, Barcelona, Zaragoza, Vitoria) werden Werke von Sergej Rachmaninow, Johannes Brahms und Sergej Prokofjew präsentiert.
Dmitrij Kitajenko wird am 28. März 2015 bei der Preisverleihung der ‚International Classical Music Awards‘ mit dem diesjährigen ‚Lifetime Achievement Award‘ ausgezeichnet. Mit diesem Preis wird er für sein Lebenswerk gewürdigt. „Wir ehren dieses Jahr einen Dirigenten, der mit einer langen Liste erstrangiger Schallplattenaufnahmen und vor allem von herausragenden Gesamtaufnahmen der Symphonien Schostakowitschs, Prokofievs, Skrjabins und Tschaikowskys die Interpretationsgeschichte dieser Werke geprägt hat wie kaum ein anderer“, sagt Jury-Präsident Remy Franck.
Die ICMA-Jury setzt sich aus 16 Mitgliedern zusammen, die Medien aus 13 verschiedenen Ländern repräsentieren. Die ICMA sind der weltweit einzige internationale Musikpreis mit Schwergewicht auf Ton- und Bildaufnahmen. Preisverleihung und Galakonzert finden am 28. März auf Einladung des ‚Bilkent Symphony Orchestra‘ in der türkischen Hauptstadt Ankara statt.